„Ich stehe voll dahinter …“
Das hört man oft nach irgendwelchen Change Kick Off Events und zwar am Montag danach.
Am kommenden Montag ist dann das Einpeitsch-Event vorbei, der Kater ist noch da und die zurückgekehrten Führungskräfte machen nichts anderes, als die Präsentation des Vorstands mit den Worten „bitte umsetzen“ an ihre Mitarbeiter weiterzuleiten. Dass der Impact einer solchen Change-Kommunikation nahe null geht, sollte einem auch ohne Psychologiestudium klar sein.
Ich selbst habe in meiner Beratungspraxis auch schon oft Führungskräfte gesehen, die sich immerhin die Mühe machten, die Präsentation ihren Mitarbeitern zu zeigen. Dabei wurde aber häufig nur das Datum der Titelfolie geändert, ansonsten wurden langweilige Bullet-Points abgelesen, wobei der Redner meist eher Richtung Leinwand sprach als Richtung Publikum und versicherte: „dass dies die neue, bahnbrechende Strategie des Vorstands ist, hinter der ich voll stehe …“ Abgesehen davon, dass diese One-size-fits-all-Strategiekommunikation kaum zur Identifikation mit dem Projekt führt, sagt die Körpersprache der scheinbar so hoch motivierten Führungskraft meist etwas komplett anderes aus, nämlich: „Mein Gott, bin ich froh, dass ich nächstes Jahr im Ruhestand bin und diesen Mist nicht zu Ende begleiten muss.“
Das limbische System im Gehirn der Zuhörer, das auch für Gefahrenerkennung zuständig ist, spürt diese Diskrepanz natürlich sofort und stellt fest: „Wenn dem da vorn der Wandel nicht wichtig ist, obwohl er mehr Geld bekommt als wir, dann ist dieser Wandel uns auch nicht wichtig.“ Folglich ändern die Mitarbeiter gar nichts, es gibt keinen Wandel und nichts von der Strategie wird umgesetzt.
Das Gehirn sagt Nein
Der Fehler dieser klinischen und unbeteiligten Form der Kommunikation besteht darin, dass sie sich nur an den rationalen Teil des Gehirns wendet, an die Großhirnrinde, quasi den CEO des Gehirns. Jeder CEO hat allerdings auch eine Chefsekretärin oder einen Chefsekretär, und das ist in diesem Fall die Amygdala, auch bekannt als Angstzentrum oder auf Englisch „Panic Button“. Die Amygdala ist deutlich älter als die Großhirnrinde und möchte Storys hören, da in Storys immer Best Practices des Überlebens verpackt waren. Sie ist für die drei Reaktionen „fight“, „flight“ und „fright“ zuständig, also „kämpfen“, „flüchten“ oder „sich totstellen“. Da wir bei den meisten Präsentationen weder kämpfen noch flüchten können oder dürfen, bleibt uns oft nur das Totstellen übrig. Wir nicken und tun so, als würden wir alles gut finden, schlafen aber innerlich bereits.
Bei der Bild-Zeitung spricht man von den Grundemotionen Liebe, Begierde, Wut, Trauer, Spannung und Angst, die eine amygdalataugliche Geschichte aufweisen sollte. Wenn das fehlt, dann sagt unser Gehirn „Nein“