07.01.2020
Nach dem Jahr ist vor dem Jahr – warum Ihre Auftaktveranstaltung zünden muss (Teil 2 von 2)

Nach dem Jahr ist vor dem Jahr – warum Ihre Auftaktveranstaltung zünden muss (Teil 2 von 2)

Januar – es bleibt ungemütlich

Jeder, besonders Mitarbeiter in der Finanzindustrie, kennen sie: Jahresauftaktinitiativen. Gerade noch hat man die Feiertage gemütlich verbracht und auf das neue Jahr angestoßen, da wird man schnell aus der Behaglichkeit gerissen: 60% der Jahreserträge sollen in den ersten drei Monaten gemacht werden, heißt es oft bei Banken. Da ist es mit der Besinnlichkeit zwischen den Jahren schnell vorbei. Als Führungskraft ist es hierbei besonders wichtig, die Mitarbeiter nachhaltig zu motivieren. Nicht nur bei Finanzzielen, sondern auch bei Change Initiaitven

Die Art und Weise, wie heutzutage in Unternehmen Wandel kommuniziert wird, ist dabei leider alles andere als visionär. Oft werden die Bereichsvorstände oder Bereichsleiter auf einer Vorstandsklausur mit einer langweiligen Vorstandspräsentation, schmissiger Musik und Lichtshow, anschließenden Leadership-Kletterübungen im nahen Wald und abendlichem Besäufnis bespaßt und auf die neue Strategie eingeschworen. Den Titel für eine solche Initiative können Sie sich schnell selbst zusammenbauen. Sie nehmen einfach einen Begriff aus der Fitnessbranche oder auch dem Motorsport und eine Jahreszahl, die hinreichend weit in der Zukunft liegt, sodass sich niemand mehr daran erinnert, wenn Ihre Strategie im Sande verläuft. Beispiele wären: Facelift 2020, Vision 2030, Health Check 2025, Fit for Future 2028 usw. Sollte am Ende doch einmal jemand fragen, was denn aus der Initiative geworden ist, erklärt man diese einfach für noch nicht beendet, gibt den Titel noch einmal heraus und hängt ein „plus“ dran, zum Beispiel Fit for Future 2028 plus.  

Am kommenden Montag ist dann das Einpeitsch-Event vorbei, der Kater ist noch da und die zurückgekehrten Führungskräfte machen nichts anderes, als die Präsentation des Vorstands mit den Worten „bitte umsetzen“ an ihre Mitarbeiter weiterzuleiten. Dass der Impact einer solchen Change-Kommunikation nahe null geht, sollte einem auch ohne Psychologiestudium klar sein. 

Ich selbst habe in meiner Beratungspraxis auch schon oft Führungskräfte gesehen, die sich immerhin die Mühe machten, die Präsentation ihren Mitarbeitern zu zeigen. Dabei wurde aber häufig nur das Datum der Titelfolie geändert, ansonsten wurden langweilige Bullet-Points abgelesen, wobei der Redner meist eher Richtung Leinwand sprach als Richtung Publikum und versicherte: „dass dies die neue, bahnbrechende Strategie des Vorstands ist, hinter der ich voll stehe …“ Abgesehen davon, dass diese One-size-fits-all-Strategiekommunikation kaum zur Identifikation mit dem Projekt führt, sagt die Körpersprache der scheinbar so hoch motivierten Führungskraft meist etwas komplett anderes aus, nämlich: „Mein Gott, bin ich froh, dass ich nächstes Jahr im Ruhestand bin und diesen Mist nicht zu Ende begleiten muss.“ 

Das limbische System im Gehirn der Zuhörer, das auch für Gefahrenerkennung zuständig ist, spürt diese Diskrepanz natürlich sofort und stellt fest: „Wenn dem da vorn der Wandel nicht wichtig ist, obwohl er mehr Geld bekommt als wir, dann ist dieser Wandel uns auch nicht wichtig.“ Folglich ändern die Mitarbeiter gar nichts, es gibt keinen Wandel und nichts von der Strategie wird umgesetzt. 

Wenn ich als Führungskraft meine Mitarbeiter bei dem Change Projekt mitnehmen will, kann es helfen, sich an die Grundlagen einer guten Story zu erinnern und klar zu machen, warum es sich lohnt, die Mühen des Wandels auf sich zu nehmen. Dabei ist folgender Vierklang am besten geeignet:

  • Situation: Wo stehen wir als Unternehmen, wohin geht die Reise?
  • Desaster: Was hindert uns daran, unser Ziel zu erreichen? Was ist der Schurke, der uns bedroht?
  • Wendepunkt: Welche Opfer müssen wir bringen, die vielleicht kurzfristig wehtun, uns langfristig aber zu einem erfolgreichen Unternehmen machen?
  • Happy End: Wie sieht die glorreiche Zukunft aus, die dann auf uns alle wartet? Warum lohnt es sich, dafür all die Mühe auf uns zu nehmen?

Natürlich kann eine gute Story keine undurchdachte Initiative oder unrealistische Vorgaben retten. Aber die Erfolgswahrscheinlichkeit ist damit deutlich höher. 

Wer mehr darüber wissen möchte, wird in meinem neuen Buch „Wandel kommunizieren“ fündig. Erscheint am ersten März.

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