10.03.2015
Die untote Eurokrise – Jahresausblick 2015

Die untote Eurokrise – Jahresausblick 2015

Die untote Eurokrise – Totgesagte leben länger.

Jahresausblick 2015

„Entweder der Staat tötet den Staatskredit. Oder der Staatskredit tötet den Staat.“

Das wusste schon der englische Philosoph David Hume.

Unseren Politikern ist dieser Sachverhalt leider noch nicht in den Sinn gekommen. Schulden können nicht unendlich wachsen, wenn das Einkommen nicht mindestens genau so schnell wächst. Und die lange totgeglaubte Finanzkrise ist seit dem Wahlsonntag in Griechenland am 25. Januar endgültig zurück aus dem Grab gekommen. Und zeigt: Totgeglaubte leben länger! Und wieder geht es um Schulden, Schuldenschnitte und Schuldenverzicht. Doch nicht erst seit heute.

Denn vorher schon standen die Zeichen auf Krise. Beziehungsweise auf Krisenbewältigung. Denn die Politiker haben weder den Willen noch die Kraft, die notwendigen Reformen durchzuziehen, mit denen Europa als Weltmacht im Wettbewerb mit Asien und den USA mithalten könnte und der alte Kontinent in Zukunft mehr ist als ein strukturschwaches, verkalktes und insolventes Rentner-Paradies. Daher musste Super Mario (Draghi), Chef der Europäischen Zentralbank und der heimliche Herrscher Europas, einspringen. Zuerst mit Zinsen, die schon fast nahe Null Prozent liegen und somit das Sparen bestrafen. Und jetzt mit den Anleihenkäufen, die am 22.Januar (nahezu prophetisch) drei Tage vor der Griechenland Wahl beschlossen wurden. Mehr als eine Billion Euro sollen in den Markt gepumpt werden. Wenn das mal nichts ist! „Viagra für die Konjunktur –Valium für die Zinsen“, tiltelte Warburg Research treffend dazu.

Ist das alles schlimm? Auf den ersten Blick nicht! Die Aktienmärkte haben im Januar 2015 teilweise zweistellig zugelegt durch die Schwemme an billigem Geld, das ja irgendwo investiert werden musste. Selbst Gold, das 2014 so recht niemanden erfreute, stieg ordentlich im Wert, wie dies immer der Fall ist, wenn die Notenbanken die Märkte mit billigem Geld fluten.

Und die drohenden Töne aus Griechenland und der mögliche Grexit, also der Austritt Griechenlands aus der Eurozone? Interessiert niemanden, jedenfalls nicht die Märkte! Erstens wären die Indizes sonst nach dem Sieg der linksradikalen Syriza in den Keller gerauscht, was nicht geschehen ist. Und außerdem waren die Banken so schlau, all ihre ausfallgefährdeten Griechenland Anleihen rechtszeitig bei den dummen Regierungen abzuladen. Die heiße Kartoffel wird von schlau zu dumm weitergereicht.

Also, alles nicht so schlimm?

Doch. Leider ja. Zweimal ja, sogar.

Erstens erinnert uns die Flut des billigen Geldes und die nahezu Null Prozent Zinsen doch sehr arg an die Zeit in den USA vor dem Jahr 2006; was gemeinhin als Auslöser der Krise galt. Mark Twain wusste schon: Die Vergangenheit wiederholt sich nicht, aber sie reimt sich. Und jetzt, neun Jahre nach 2006, steht zu erwarten, dass sich das gleiche wiederholt. Nach der Krise ist vor der Krise. Und es kann sehr gut sein, dass wir wieder am Anfang einer neuen Krise stehen. Auch deshalb, weil wir die „alte Krise“ kaum gelöst haben.

Zweitens: Auch wenn den Märkten die Drohungen aus Griechenland egal sind: Der Politik sind sie nicht egal. Mit devotem vorauseilendem Gehorsam eilte Martin Schulz, Präsident des Europaparlaments, nach Athen, um mit Alexis Tsipras zu sprechen. Dabei ist Tsipras doch der, der von Europa etwas will. Finanzminister Schäuble fantasiert bereits von Übergangszahlungen an Griechenland, wenn das nächste Hilfspaket ausläuft und auch Jean Claude Juncker, der vor der Griechenlandwahl noch ausschloss, dass es irgendwelche Konzessionen gibt, spielt mal wieder den Südeuropa-hörigen Wackeldackel. Man muss offenbar nur laut genug brüllen, und die eurokratischen Gutmenschen springen. Die Worte des griechischen Finanzministers Giannis Varoufakis, sind daher weit mehr als nur leere Worthülsen, sondern die prophetische Sicht auf die Zukunft, auf das, was passieren wird: „Egal was passiert: Deutschland wird zahlen!“

Stupid German Money eben, wie man in den USA sagt.

So sieht es für den deutschen Durchschnittsverdiener düster aus: Mit der gleichen Unerbittlichkeit, mit der der deutsche Staat Steuern eintreibt und Steuerhinterziehung in den meisten Fällen härter bestraft als Mord, mit der gleichen Sorglosigkeit verschenkt er das Geld nach Südeuropa. Wo es dann nicht einmal bei den Bedürftigen landet, sondern in den Taschen irgendwelcher Milliardäre und Oligarchen, die ohnehin kaum Steuern zahlen und für die Misere verantwortlich sind. Die EU schaufelt das Geld von den armen Leuten in den reichen Ländern zu den reichen Leuten in den armen Ländern.

Und nicht nur über die Rettungsschirme und die Hilfskredite haben Sprengstoff in sich, sondern auch die Anleihenkäufe der EZB– schließlich beträgt der deutsche Anteil an allen EZB Rettungsaktionen mehr als 27 Prozent. Und egal, was passiert, es wird wahrscheinlich nur Verlierer geben: Wer Schulden nicht zurückzahlt, bringt seine Gläubiger um ihr vertragliches Recht auf ihr Geld. Wer seine Schulden abstottern muss, obwohl er ohnehin kein Geld hat, kann kein Geld mehr für Investitionen und Wachstum ausgeben. Und bleibt darbend am Boden, wenn kein Wunder geschieht. So wie Griechenland.

So wird der typische, deutsche Spar-Anleger am Ende des Jahres 2015 schon wieder der Verlierer sein. Jedenfalls dann, wenn er sein Geld weiterhin auf Sparbüchern lässt oder jetzt noch in den völlig überhitzten Immobilienmarkt einsteigt. Aktien und Sachvermögen sind daher das Gebot der Stunde, möglicherweise auch Gold und andere Edelmetalle, wenn Draghi weiterhin mit dem Geld um sich schmeißt. Und – zu guter Letzt – ein Konto in einer anderen Jurisdiktion als der Eurozone. Zum Beispiel in Norwegen oder der Schweiz. Natürlich deklariert und versteuert, aber es kann nicht schaden, einen Teil seines Vermögens dort zu haben, wo persönlicher Besitz stärker wertgeschätzt wird und eine Enteignung weniger wahrscheinlich ist als in der Eurozone. Aus dem selben Grund sollten sie ihr Gold auch nicht ins Bankschließfach legen: Schließlich haben die Banken dem Staat schon oft dabei geholfen, Goldbesitzer zu enteignen. Und ganz ehrlich: Wann brauchen Sie Ihr Gold als Reservewährung? Genau, wenn der Staat gerade das Währungssystem umstellt. In einer solchen Zeit sind die Banken leider geschlossen. Und ihr Schließfach genauso.

Alle sind vernünftig, sagte Voltaire. Die einen vorher, die anderen nachher.

Sehen Sie zu, dass Sie, anders als die Politiker, zur „Vorher Fraktion“ gehören.

Wenn Sie mehr wissen wollen: Ab 15. April erscheint „Die Finanzkrise – eine tragische Komödie“

 

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