Vor einigen Wochen hatte ich die Wahl von Donald Trump vorhergesagt – und wurde deswegen von vielen angefeindet. Gewonnen hat Donald Trump trotzdem.
Jetzt wage ich wieder eine Vorhersage: Olaf Scholz wird die Bundestagswahl 2025 gewinnen. Warum, um Gottes Willen, werden jetzt viele fragen. Es geht, wie bei mir unschwer zu erraten, mal wieder um Storys.
In der aktuellen politischen Situation in Deutschland zeigt sich exemplarisch, wie wichtig eine klare und überzeugende Erzählung ist – und wie fatal es ist, wenn diese fehlt. Jetzt werden Sie sagen: „Olaf Scholz hat doch gar keine Story! Wie will er dann gewinnen?“ Das ist richtig, aber Friedrich Merz hat eine schlechte Story. Und da ist es manchmal sogar besser, gar keine Story zu erzählen als eine schlechte.
Ein guter Politiker benötigt eine klare Rolle in seiner Story. Je Story hat einen Helden. Und jeder Held braucht, das habe ich schon tausendmal gesagt, einen Schurken. Für Merz hieße das: Merz könnte Robert Habeck und Olaf Scholz für die aktuelle Wirtschaftssituation verantwortlich machen. Die Energiepolitik, das umstrittene Heizungsgesetz und die steigenden Insolvenzzahlen wären ideale Angriffspunkte.
Jede Strategie, das gilt für Change Initiativen genau so wie für die Politik, braucht eine klare Vision: Merz müsste sich als „Befreier der Wirtschaft“ positionieren – jemand, der klare Alternativen und Lösungen für Deutschlands wirtschaftliche Herausforderungen bietet. Denn es ist auch für Menschen ohne BWL Abschluss ersichtlich, dass die Ampel, besonders SPD und Grüne, einen großen Anteil an Deutschlands Niedergang haben. (Merkels CDU übrigens auch, umso wichtiger wäre da bei Merz eine klare Abgrenzung zu dieser Zeit.)
Jede Story braucht, wenn es keine Horror Story ist, ein Happy End. Merz Story müsste vermitteln, wie Deutschland mit ihm als Kanzler in eine bessere Zukunft geht. Stattdessen begeht Merz gravierende Fehler: Er inszeniert seinen vermeintlichen politischen Gegner Robert Habeck nicht als Schurken, sondern will ihn als Wirtschaftsminister in sein Kabinett holen. Das wirkt widersprüchlich und nimmt ihm Glaubwürdigkeit. Das ist so, als ob McDonalds den Chef von Burger King in seinen Aufsichtsrat holt!
Dadurch bleibt seine Positionierung unklar: Warum sollten Wähler Merz wählen, wenn sie am Ende wieder Robert Habeck in einer führenden Position bekommen? Keiner wählt CDU, weil er die Wirtschaft wieder in den Händen eines Kinderbuchautoren haben möchte!
Es gibt noch einen ganz wichtigen Aspekt: Meinen Klienten sage ich immer, dass Sie auch ihre „innere Story“ überprüfen sollten. Die Story, die wir uns selbst erzählen. Und da scheint es bei Merz irgendwelche Blockaden zu geben. Merz wirkt, als würde er selbst nicht an seinen Erfolg glauben. Dieses innere Zögern zeigt sich in verschiedenen Aspekten:
Diese psychologischen Barrieren machen Merz zu einem klassischen Coaching-Fall. Er müsste nicht nur politisch, sondern auch persönlich an seiner inneren Haltung arbeiten, um glaubhaft und entschlossen aufzutreten.
Trotz seines Titels als „schlechtester Kanzler seit dem zweiten Weltkrieg“ hat Olaf Scholz einen entscheidenden Vorteil: Er bietet Stabilität. Die Deutschen, so zeigt die politische Geschichte, bevorzugen „bekannte Höllen“ gegenüber „unbekannten Himmeln“. Scholz erzählt zwar keine begeisternde Story, doch er verspricht, ähnlich wie Merkel, das alles bleibt, wie es ist. Dass die Deutschen mittlerweile die wirtschaftliche Lage als größte Bedrohung ansehen, kann als Widerspruch gesehen werden, gilt aber in Deutschland nicht. Denn den durchschnittlichen Deutschen, die man leider als finanzielle und wirtschaftliche Analphabeten bezeichnen darf, ist der Zusammenhang zwischen wirtschaftsfeindlicher Politik und Niedergang der Wirtschaft nicht klar. Eine Lieblingshoffnung der Deutschen ist es, alles beim alten zu lassen und trotzdem Veränderungen zu bekommen. Was natürlich logisch unmöglich ist. Das wusste schon Albert Einstein. Dass es den schönen Spruch Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass, nur im Deutschen gibt, spricht ebenfalls Bände.
Die Innere Story ist genau so wichtig wie die äußere
Friedrich Merz zeigt, wie wichtig es ist, eine überzeugende und konsistente Erzählung zu haben. Eine klare Story mit einem Ziel, einem Gegner und einem positiven Abschluss ist essenziell, um Wähler zu überzeugen. Olaf Scholz hingegen profitiert davon, dass er trotz mäßiger Bilanz Stabilität vermittelt und seine Gegner keine klaren Alternativen bieten. Sich selbst gar nicht zu positionieren und zu bewegen und seine Gegner Fehler machen lassen – das hat Olaf Scholz von seiner Lehrmeisterin Angela Merkel gelernt.
Für Unternehmen und Leser bedeutet dies: Wer überzeugen will, sei es in der Politik oder in der Geschäftswelt, braucht eine klare Vision, eine verständliche Positionierung und die Fähigkeit, sich von der Konkurrenz abzugrenzen. Wer nicht anders ist, muss billig sein, heißt es im Einzelhandel. Billig sein muss man sich aber leisten können. Und es zeigt wieder einmal mehr: Die beste Außenstory ist wirkungslos, wenn die innere Story den eigenen Zielen widerspricht.
Darum meine Prognose: Genau wie Trump die US Wahl gewonnen hat, wird Olaf Scholz die Bundestagswahl gewinnen.