Die Art und Weise, wie heutzutage in Unternehmen Wandel kommuniziert wird, ist dabei leider alles andere als visionär. Oft werden die Bereichsvorstände oder Bereichsleiter auf einer Vorstandsklausur mit einer langweiligen Vorstandspräsentation, schmissiger Musik und Lichtshow, anschließenden Leadership-Kletterübungen im nahen Wald und abendlichem Besäufnis bespaßt und auf die neue Strategie eingeschworen. Den Titel für eine solche Initiative können Sie sich schnell selbst zusammenbauen. Sie nehmen einfach einen Begriff aus der Fitnessbranche oder auch dem Motorsport und eine Jahreszahl, die hinreichend weit in der Zukunft liegt, sodass sich niemand mehr daran erinnert, wenn Ihre Strategie im Sande verläuft. Beispiele wären: Facelift 2020, Vision 2030, Health Check 2025, Fit for Future 2028 usw. Sollte am Ende doch einmal jemand fragen, was denn aus der Initiative geworden ist, erklärt man diese einfach für noch nicht beendet, gibt den Titel noch einmal heraus und hängt ein „plus“ dran, zum Beispiel Fit for Future 2028 plus.
Vorsicht vor „Aufbruch“ und „Umbruch“
Kann sich das Management oder dessen Werbeagentur einmal von Anglizismen lösen, werden gern die Wörter „Aufbruch“ oder „Umbruch“ verwendet. Hier kann ich nur zur Vorsicht raten! Dinge, die „im Umbruch“ sind, sollten bei Hedgefonds und Leerverkäufern, die bei fallenden Kursen Gewinn machen, eigentlich ganz oben auf der Liste stehen. „Im Umbruch“ ist eigentlich immer alles, was unsexy ist und was höchstwahrscheinlich für immer unsexy bleiben oder ganz verschwinden wird. Hässliche Kleinstädte sind oft „im Umbruch“, ebenso gescheiterte Staaten, bestimmte Banken oder verstaubte Institutionen wie Kirchen und Hochschulen. Wer cool ist, hat es nicht nötig, „im Umbruch“ zu sein. Oder haben Sie schon einmal von „Amazon im Umbruch“, „Game of Thrones im Umbruch“ oder „Rolling Stones im Umbruch“ gelesen?
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